zu Winterreifen
Mit sinkenden Temperaturen und den ersten Frostnächten beginnt für Autofahrer jedes Jahr aufs Neue die Winterreifensaison. Viele stellen sich dabei die Frage, wann genau der richtige Zeitpunkt zum Wechsel ist und welche gesetzlichen Vorgaben gelten. Auch im Hinblick auf die Sicherheit und mögliche Haftungsfragen bei einem Unfall spielen Winterreifen eine entscheidende Rolle. In diesem Beitrag erfährst Du, worauf es beim Thema Winterreifen ankommt, welche Regelungen in Deutschland gelten und warum der richtige Reifentyp auch aus Sicht eines KFZ Sachverständigen von Bedeutung ist.
In Deutschland gilt keine feste Kalendervorgabe, sondern die sogenannte situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, dass Du bei winterlichen Straßenverhältnissen, also bei Glatteis, Schneeglätte und Schneematsch nur mit Winter- oder Ganzjahresreifen fahren darfst. Wer in dieser Zeit mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern auch Einschränkungen beim Versicherungsschutz. Ein Winterreifen ist nur dann gesetzeskonform, wenn er das Alpine-Symbol das Bergpiktogramm mit Schneeflocke trägt. Reifen, die lediglich mit M+S gekennzeichnet sind, dürfen nur noch übergangsweise genutzt werden, sofern sie vor dem 1. Januar 2018 produziert wurden. Spätestens bei der nächsten Anschaffung sollte also auf das Schneeflockensymbol geachtet werden.
Quelle: Bundesamt für Justiz
Die bekannte Faustregel von O bis O, also von Oktober bis Ostern, bietet eine gute Orientierung, wann Winterreifen montiert werden sollten. Entscheidend sind jedoch nicht allein die Monate, sondern die tatsächlichen Witterungsverhältnisse. Sobald die Temperaturen im Tagesverlauf dauerhaft unter 7 Grad fallen, verlieren Sommerreifen deutlich an Haftung und Bremsleistung. Ein rechtzeitiger Wechsel sorgt daher nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für weniger Verschleiß. Zudem ist es ratsam, beim Umrüsten den Zustand der Reifen zu prüfen. Profiltiefe, Alter und eventuelle Beschädigungen sollten vor dem Wechsel idealerweise von einem Fachbetrieb sorgfältig kontrolliert werden.
Kommt es bei winterlichen Straßenverhältnissen zu einem Unfall und das Fahrzeug war nicht mit geeigneten Reifen ausgestattet, kann das erhebliche Konsequenzen haben. Die Versicherung kann in solchen Fällen die Leistung kürzen oder Regress fordern. Auch bei der Schadenregulierung spielt die Bereifung eine Rolle. Ein Sachverständiger berücksichtigt bei der Bewertung eines Unfallschadens stets auch äußere Umstände wie Wetter, Straßenverhältnisse und den technischen Zustand des Fahrzeugs. Falsche Bereifung kann daher nicht nur ein Bußgeld, sondern auch eine teilweise Mitschuld zur Folge haben, selbst dann, wenn der Unfallgegner eindeutig der Verursacher ist.
Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe liegt bei 1,6 mm, doch Fachleute empfehlen für Winterreifen mindestens 4 mm. Unterhalb dieser Grenze verschlechtert sich die Traktion deutlich, insbesondere bei Schnee und Nässe. Aber auch das Reifenalter ist ein wichtiger Faktor. Nach etwa sechs Jahren verhärtet die Gummimischung und der Reifen verliert an Griffigkeit, selbst wenn das Profil noch ausreichend erscheint. Das Produktionsdatum findest Du auf der Reifenflanke an der DOT-Nummer. Die letzten vier Ziffern zeigen Kalenderwoche und Jahr der Herstellung.
Für KFZ Sachverständige sind Reifen ein wesentliches Element bei der Bewertung von Unfallfahrzeugen und im Rahmen von Gutachten. Zustand, Profiltiefe und Herstellungsdatum können Einfluss auf den Fahrzeugwert oder die Schadenhöhe haben. Ein mangelhafter Reifenzustand kann sich etwa bei der Beurteilung von Brems- und Fahrverhalten im Unfallmoment auswirken. Daher ist eine regelmäßige Kontrolle nicht nur sicherheitsrelevant, sondern auch im Hinblick auf eine mögliche Schadenregulierung sinnvoll.
Winterreifen sind mehr als nur eine gesetzliche Pflicht. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Fahrzeugsicherheit und können im Ernstfall entscheidend sein. Wer rechtzeitig wechselt, die Reifen regelmäßig überprüft und auf geprüfte Qualität achtet, fährt nicht nur sicherer, sondern vermeidet auch Streitigkeiten bei der Schadensregulierung. Solltest Du nach einem Unfall mit Winterreifen Fragen zur Schadenregulierung haben, unterstützen wir Dich gerne mit unserer fachkundigen Einschätzung und einem objektiven Gutachten.